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"[Krieg] ist das perfekte Abenteuer, die höchste Form der Selbsterprobung und Selbstentdeckung und deshalb auch die höchste Form der Freiheit. Deshalb bin ich sehr skeptisch, ob es je gelingen wird, den Krieg abzuschaffen. Er ist zu intim mit dem Wesen des Mannes verbunden. ... Nun, so sehr diese Tatsache zu bedauern ist, so befürchte ich doch, daß eine Abschaffung des Krieges nur um den Preis einer Abschaffung genau jener Eigenschaften möglich ist, die uns erst zum Menschen machen. Ich meine die Kreativität und die Bereitschaft zum Risiko, das Verlangen, zu neuen Ufern aufzubrechen und sich der Ungewissheit zu stellen als ein Weg der Selbstüberwindung und Selbsterprobung. Insofern der Krieg diese Qualitäten zum Ausdruck bringt, handelt es sich bei ihm um eine verschärfte Form ziviler Unternehmungen, wie der Bewährung bei der Gründung einer neuen Firma, dem Gewinnen eines Fußballmatches, dem Betreiben wissenschaftlicher Forschung oder dem Verfassen eines Buches. Immer stecken darin dieselben menschlichen Eigenschaften."
"[...] Was entsteht, ist eine vollkommene andere Haltung gegenüber dem, was man erklären will. Man gerät in eine Schleife hinein, die einen mit dem jeweiligen Gegenstand und Objekt der Betrachtung verbindet. Man muß nicht nur das Gehirn eines anderen erklären, sondern auch noch das eigene, mit dem man diese Erklärung ausarbeitet. Auf einmal sprechen die Kybernetiker über sich selbst, auf einmal entsteht eine Kybernetik der Kybernetik oder eine Kybernetik zweiter Ordnung: Die Kybernetik erster Ordnung trennt das Subjekt vom Objekt, sie verweist auf eine vermeintlich unabhängige Welt `da draußen´. Die Kybernetik zweiter Ordnung oder die Kybernetik der Kybernetik ist selbst zirkulär: Man lernt sich als einen Teil der Welt zu verstehen, die man beobachten will. Die gesamte Situation der Beschreibung rutscht in einen anderen Bereich, in dem man plötzlich für seine eigenen Beobachtungen die Verantwortung übernehmen muß." |
Eine
apollinisch-dionysische Welt...
Das
Hauptproblem sehe ich in der weltweiten Verschuldung respektive im Zinssystem.
(Dazu sollte man sich die Seite www.Geldcrash.de
ansehen). Jede Mark, die jemand als Zinsgewinn verbuchen kann, muss jemand
anderes als Verschuldung registrieren. Wir in den westlichen reichen Ländern zählen
zu denen, die davon profitieren, die armen Länder hingegen werden dadurch immer
ärmer. Jemand der ohnehin schon reich ist wird durch das Zinssystem immer
reicher, jemand der ohnehin schon arm ist immer ärmer. Das Kapital wird also
nicht mehr im Sinne einer Zunahme, sondern es wird nur anders verteilt, und das
mit den Jahren immer schneller. Dabei konzentriert sich das Vermögen auf immer
weniger Menschen, die Schulden jedoch auf immer mehr. Eine Schere klafft immer
weiter auseinander und ist schon in der Wurzel darauf angelegt, sich wieder zu
schließen. Bis vor einigen Monaten glaubte ich, man könne durch Börse einen
allgemeinen Wohlstand fördern. Ich dachte mir, wenn jeder Aktien hat und die
Unternehmen immer mehr mit Kapital versorgt werden, dann könnte dadurch
konstantes Wachstum erzielt werden. Jeder Aktionär würde seine Gewinne für
Konsum verwenden und damit die Erträge der Unternehmen steigern, was wiederum
steigende Aktienkurse zur Folge hätte. Auf dieser Basis ließe sich allgemeiner
Wohlstand herstellen – glaubte ich. Leider ist es auch hier so, dass Menschen
oder Institutionen mit mehr Kapital mehr profitieren und Menschen mit weniger
Kapital entsprechend weniger oder gar nicht. Zudem neigen die Menschen bei
traumhaften Renditen dazu, auf Basis von Krediten zu spekulieren, womit wieder
die oben beschriebene Schere weiter auseinander klafft. Wirklich bedrohlich wird
die Lage dann, wenn der Aktienmarkt beginnt zu drehen. Die Menschen mit viele
Kapital können die Verluste eher vertragen als die mit wenigem. Sie verdienen
auf irgendeine Weise immer, wenn nicht mit Aktien dann mit sonstigen
Anlageformen. Der weniger mit Kapital ausgestatte Anleger, der vielleicht auch
noch auf Kreditbasis investiert ist, wird nun auf die andere Seite der Schere
gerissen. Um diesen Prozess zu vermeiden wird er seine Anteile zu jedem Kurs auf
den Markt schmeißen infolgedessen die Kurse immer weiter nach unten brechen.
Die Unternehmen verspüre den Kapitalentzug und auch die nachlassende Kaufkraft
und beginnen mit Entlassungen. Da die Fundamentaldaten schlechter werden fällt
die Börse immer tiefer und es kommt zu einem Crash – ob schnell oder
schleichend ist weniger bedeutend. Leider trifft die Schuldkrise nicht nur den
kleinen Aktionär, nein ganze Nationen sind die tief verschuldet und die
Schuldenlast wird wegen des Zinssystems immer größer. Das fatale daran ist,
dass diese Schulden unvermeidlich sind, solange jemand für gespartes Kapital
Geld in Form von Zinsen erhält. Das Zinssystem verläuft exponentiell und kann
damit nur in sich zusammenbrechen (was übrigens auch durch die Chaostheorie
bestätigt wird.) Dazu eine Rechung von Marc Faber, die das Problem
verdeutlicht: Bei einer Anlage von einem Dollar im Jahr 1000 zu 5% Zins würden
die Zinsgewinne heute das gesamte Bruttosozialprodukt der Welt um das vier
Millionenfache übertreffen!! Auf den Aktienmarkt kann eine ähnliche Rechnung
angewendet werden – die Folge ist immer die Gleiche. Generell
sei gesagt, dass der Aktienmarkt fundamental betrachtet noch um ein Vielfaches
zu teuer ist. Aus einem Artikel im „Spiegel 5/2000“: „Warum eigentlich
sind die Börsenkurse weitweit seit 1980 inflationsbereinigt um 1032 Prozent
gestiegen, wo doch die Wirtschaftsleistung nur um 80 Prozent zulegte?“
Bedenklich stimmte mich das alles schon immer, doch solange die Kurse stiegen
erschien es „dumm“, nicht mit der Welle mitzuschwimmen. Als im letzten
Sommer Ariba einen Marktwert von 40 Milliarden Dollar (ausgeschrieben:
40.000.000.000!!) erreichte, wurde ich zum ersten Mal nervös. Auch andere Werte
waren unglaublich hoch bewertet. „Wie kann ein start-up wie Akamai über 20
Mrd. Dollar wert sein“, fragte ich mich, doch die Konsequenzen zog ich wie
Millionen andere Menschen nicht... Nun, während
ich nun überall von Börsencrash lese, warte ich auf das viel entscheidendere
Ereignis: den Zusammenbruch des kapitalistischen Finanzsystems! Das muss nicht
heute oder morgen geschehen, aber ich denke, dass sich dieses Ereignis innerhalb
der nächsten 10 Jahre vollziehen wird. Es mag sein, dass damit große Ängste
verbunden sind und es mag ebenfalls sein, dass ein solches Ereignis zu
weltweitem Chaos führen dürfte. Andererseits bin ich der festen Überzeugung,
dass dieses System eine der Urwurzeln für Ungerechtigkeit unter den Menschen
und letztendlich sogar für Krieg und Zerstörung ist. Das System bedarf seines
Zusammenbruches, es ist von Anfang an darauf angelegt, doch es scheint erstens
niemanden wirklich zu interessieren, solange er/sie davon profitieren kann, und
zweitens vollzieht sich die Entwicklung über mehr als eine Generation, sodass
ein Zusammenhang oder ein Fehler im System „übersehen“ wird. Fakt ist, dass
Länder oder Systeme in Folge einer lang andauernden wirtschaftlich schlechten
Lage zu Krieg tendieren. Ich weiß nicht, warum das so ist, doch es scheint
unvermeidlich. In der Regel wird ein Schuldiger gesucht, gegen den sich die
geschürte Aggression dann richtet: „Ich habe aber auch keinen Zweifel darüber
gelassen, dass, wenn die Völker Europas wieder nur als Aktienpakete dieser
internationalen Geld- und Finanzverschwörer angesehen werden, dann auch jenes
Volk mit zur Verantwortung gezogen werden wird, das der eigentlich Schuldige an
diesem mörderischen Ringen ist: Das Judentum!“ (Hitler, 1945). Denen,
die Angst vor diesem Ereignis haben sei gesagt, dass es in der Regel nicht lange
dauert, bis es von neuem beginnt und die Zeit „danach“ erscheint wie ein
„Schlaraffenland“. So bleibt die Welt jedoch „apollinisch-dionysisch“*,
ein steter Wechsel zwischen Euphorie und Panik, zwischen Krieg und Frieden,
Zerstörung und Aufbau, eine scheinbar nie enden wollende Tragödie, die das
menschliche Dasein begleitet. Viele vor mir haben das schon erkannt, doch die
daraus resultierenden Ansätze sind alle gescheitert, weil sie ebenfalls nicht
tragfähig waren. Wer weiß, vielleicht wird es eines Tages eine Alternative zu
diesem System geben, vielleicht ist es aber auch im Menschen selbst begründet
oder gar ein Grundprinzip der Natur... Marco Feiten 14.03.2001 * Die Bezeichnung „apollinisch-dionysisch“ geht auf Nietzsche sowie Heraklit zurück. Dahinter steht die Idee einer Welt voller Gegensätze wie Licht (Apollon) und Dunkel (Dionysos), die sich ewig abwechseln und dennoch eine tiefere Einheit bilden. |
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